Die Supraporten im Schaezlerpalais
Der Bauherr des Augsburger Schaezlerpalais war ein reicher Mann: Benedikt Adam Liebert hatte das Münzrecht an den Maria-Theresia-Talern für Reich und Kaiserhaus gepachtet, auf eigenes Risiko, aber auch auf eigene Rechnung. Das brachte viel ein.
Aber Benedikt Adam war auch ein armer Mann. Als neureicher Emporkömmling, der erst in zweiter Generationen in Augsburg Geschäfte betrieb, verweigerten ihm die Augsburger das Patriziat. Er fühlte sich als Bürger zweiter Klasse.
Dementsprechend großspurig geriet das Wohnhaus seiner Familie, das er sich ab 1765 am Weinmarkt, dem staatspolitischen Zentrum der Reichsstadt bauen ließ. Das war kein Haus, das war ein Schloss.
Eingeweiht wurde das Haus von Marie Antoinette, der Kaisertochter, auf ihrer Brautfahrt nach Frankreich. Zuvor standen die Bauarbeiten für einige Jahre still. Viel zu teuer war das bürgerliche Stadtschloss geworden. Doch war Benedikt Adam inzwischen in den Reichsritterstand erhoben worden. Das war ein großer Schritt in die Noblesse, wenn auch nicht in den erhofften Augsburg Stadtadel.
Jetzt sollte das Stadthaus auch innen aussehen wie ein Schloss, mit allen, was dazu gehört. Das Grundstück erlaubte eine schier endlose Raumflucht, eine Enfilade nach französischem Vorbild. Auch wenn Liebert gar nicht das Personal hatte, die vielen Doppeltüren beim Durchschreiten schlagartig vor sich öffnen zu lassen – die traditionellen Bilder über den Türen, die Supraporten, mussten sein.
Für die Supraporten im ersten Obergeschoss, dem Geschoss des Hausherrn, wählte Liebert die teils erotischen Episoden aus einem der ältesten Werke der Weltliteratur, aus Ovids Metamorphosen. Für den zweiten Stock, das Refugium der Hausfrau, griff Liebert auf einen aktuellen Briefroman zurück. Paul von Stetten der Jüngere, Augsburger Stadtpfleger und Historiker von Rang, hatte 1765, eben zur Bauzeit des Liebertschen Hauses, die historischen Grundzüge der Augsburger Stadtgeschichte speziell für den Frauenstand aufbereitet, charmant illustriert mit Kupferstichen nach Zeichnungen Gottfried Eichlers. Der imposante Titel: Erläuterung der in Kupfer gestochenen Vorstellungen aus der Geschichte der Reichsstadt Augsburg in historischen Briefen an ein Frauenzimmer.
Für Lieberts Absichten war die Buchvorlage perfekt geeignet. Die Buchillustrationen lieferten ideale Vorlagen für die damenhaften Supraporten im zweiten Stock seines Palais. Entstanden sind mit flottem Pinsel einzigartige Beispiele für Frauenkunst, Kunst speziell für Frauen, im Zeitalten männlicher Dominanz.
Kommentare unter den Bildern nach Paul von Stetten d. J., Erläuterungen, 1765
Über allen Türen
Nr. 1
Die Lebensart der Vindelicier
Die Vindelicier waren völlig freie Leute, Krieg war die Hauptbeschäftigung der Männer, und wenn kein Krieg war, so war es die Jagd. Sie hatten zu viel Mut, um sich mit Harnischen und Helmen zu bedecken. Ihre Kleidung waren Häute von selbst erlegten Tieren und die Hörner solcher Tiere waren oft der Männer Kopfputz.
Erster Brief, Seite 15
Nr. 2
Der Gottesdienst der Vindelicier
Druiden und Druidinnen waren eine Art von Geistlichen, welche zur Verehrung der Gottheit bestimmt waren. Ihre Zeremonien aber fanden in heiligen Hainen statt, mit Opfern, mit Singen und Tanzen. Die Druiden und Druidinnen sangen die Lieder vor. Schade, dass nichts davon auf uns gekommen ist.
Erster Brief, Seite 16
Nr. 3
Die Gründung der römischen Kolonie
Zwölf Jahre vor Anfang der christlichen Zeitrechnung ist unsere Stadt erbaut worden und erhielt ihren Namen. Man setzte große und kleine Grenzsteine, umpflügte die Stadt und hielt dabei feierliche Umgänge und Opfer. Die Römer waren ganz andere Leute als unsere alten Deutschen: Sie bauten eine Stadt, die sich sehen ließ.
Erster Brief, Seite 18
Nr. 4
Die Bekehrung der Heiligen Afra
Vor ihrer Bekehrung war Afra eine Priesterin der Venus, also gewiss keine Heilige. Indess fügte es sich, dass ein christlicher Bischof namens Narcissus nach Augsburg kam und bei ihr Herberge suchte. Er tat dies aus reinsten Absichten, nämlich um sie zu bekehren. Afra verließ ihren gottlosen Lebenswandel und ließ sich taufen.
Erster Brief, Seite 19
Nr. 5
Attila und der Hexe
Im Jahre 451 drangen die Hunnen in die römische Provinz ein. Ihr König Attila nannte sich selbst die Geißel Gottes. Bei Augsburg aber soll sein Ruf einen Schandfleck erhalten haben. Er war bis an den Lech gekommen, als ihm ein abscheuliches Weib auf einem hässlichen Pferde entgegentrat. Da erschrak der Held so sehr, dass er samt seinem Heer die Flucht ergriff.
Zweiter Brief, Seite 22
Nr. 6
Der Heilige Columbanus
Unter entsetzlichen Unruhen, Verwüstungen und Grausamkeiten nahm der christliche Glaube in unserer Gegend immer stärker zu. Der Heilige Columbanus, von Geburt ein Schottländer, kam im Jahre 590 nach Augsburg. Er predigte daselbst das Evangelium. Viele ließen sich bekehren und bald bekannte sich der größte Teil der Bürger zu seiner Lehre.
Zweiter Brief, Seite 23
Nr. 7
Kaiser Ottos Sieg über die Hunnen auf dem Lechfeld
Noch öfters kamen die Hunnen vor die Stadt und drohten mit Brand und Verwüstung, doch der Kaiser stellte sich ihnen entgegen. So auch im Jahre 955. Kaiser Otto griff die Hunnen auf dem Lechfeld an und schlug sie gänzlich. Bischof Ulrich stand ihm mit Gebet zur Seite. Seit dieser Zeit hatten unsere Mauern vor diesem Gesindel Ruhe.
Zweiter Brief, Seite 24
Nr. 8
Die Zerstörung der Stadt durch Kaiser Lothars Soldaten
Als Kaiser Lothar 1132 nach Augsburg kam, freuten sich alle. Doch dann entstand ein Streit zwischen Bürgern und kaiserlichen Soldaten. Alles griff zu den Waffen. Nach dreitägigem Raub und Brand ließ der Kaiser die Mauern der Stadt zerstören, zog am vierten Tag fröhlich ab und verließ die Stadt in erbärmlichen Umständen.
Zweiter Brief, Seite 28
Nr. 9
Die Einführung des Zunftregiments
Da das gemeine Volk sehr zahlreich, stark und mächtig an Vermögen wurde, so verlangte es 1368 auch einen Teil am Regiment der Stadt. Die Handwerker rotteten sich in Zünfte zusammen, besetzten das Rathaus und verlangten, der Rat solle die Regierung niederlegen. Der Pöbel war aufgebracht. Der Rat tat, was man von ihm verlangte und die Zunftverfassung wurde nach vielen Bemühungen von Kaiser Karl IV. bestätigt.
Dritter Brief, Seite 39
Nr. 10
Die Zerstörung des Schlosses Wellenburg
In den Zeiten der Regimentsänderung gehörte Hartmann Onsorg zu den Missvergnügten. Ihm gehörte das Schloss Wellenburg vor den Toren der Stadt. Von dort aus zog er gegen die Stadt, aber auch gegen die Bayern, um zu rauben und Gefangene zu machen. Endlich schlossen sich die Bürger mit den Söldnern der Stadt zusammen, sie fielen Wellenburg an, eroberten es und machten es zum Steinhaufen.
Dritter Brief, Seite 41-42
Nr. 11
Herzog Ernst von Bayern ist großmütig gegenüber Georg Rem
Bei einem Turnier auf dem Fronhof war Herzog Wilhelm von Bayern sehr erfolgreich. Der Augsburger Bürger Georg Rem aber ebenso. „Wer ist diese schwarze Kuh?“ fragte der Herzog, denn die Rems tragen einen schwarzen Stier als Wappen. Da trat Rem gegen den Herzog im Turnier an und stieß ihn vom Pferd. Nach dem Turnier widmete Herzog Wilhelm seinen Preis „der schwarzen Kuh“.
Dritter Brief, Seite 44-45
Nr. 12
Kaiser Sigmund verteilt Ringe an die Augsburger Patrizierinnen
Kaiser Sigmund war im Jahr 1418 in Augsburg zu Besuch und die Patrizier veranstalteten ein Fest im Tanzhaus. Die Patrizier erschienen mit ihren Frauen und Kindern zu Hunderten. Der Kaiser belustigte sich und verehrte daraufhin einem jedem Frauenzimmer einen Ring, den er ihr selbst an den Finger steckte.
Dritter Brief, Seite 47
Nr. 13
Das Turnier auf dem Fronhof
Auf dem Fronhof veranstaltete die Stadt Turniere oder Ritterspiele. An dieser Lustbarkeit durften nur die Patrizier teilnehmen und der Landadel. Die Herzöge von Bayern waren oft gesehene Gäste. Auf dem Fronhof wurden Schranken errichtet, zwischen denen sich die Ritter tummelten. Wurde ein Ritter aus dem Sattel gehoben, hoben ihn seine Diener, die als Narren kostümiert waren, auf und versorgten ihn.
Vierter Brief, Seite 54-55
Nr. 14
Sibille Langenmantel verhindert die Zerstörung von Schloss Hainhofen
Als im Jahr 1462 der Bayernherzog Ludwig drohte, das Schloss Hainhofen zu brandschatzen, trat die Hausherrin, Sibille Langenmantel, mutig vors Tor und überreichte dem Herzog einen perlengeschmückten Kranz. Das Geschenk war schön und kam von einer schönen, jungen Frau. Der Herzog zog den Degen aus der Scheide und steckte ihn wieder ein. Er nahm den Kranz und zog ab.
Vierter Brief, Seite 57
Nr. 15
Die Vittlischen Frauen bitten für ihre Männer
Dem tyrannischen Bürgermeister Ulrich Schwarz trat im Jahr 1477 der ehrbare Bürger Hans Vittel entgegen. Doch Schwarz ließ Vittel verhaftet und machte kurzen Prozess. Das Todesurteil wurde verkündet. Als Vittels Frau und ihre hochschwangere Tochter dies erfuhren, gingen sie mit anderen Frauen ins Rathaus. Sie fielen dem Tyrannen zu Füßen und versuchten ihn mit Bitten und Tränen zu erweichen. Allein es half nichts.
Vierter Brief, Seite 59-60
Nr. 16
Die Gefangennahme des Bürgermeister Schwarz
Ein Jahr später ging es auch mit dem Bürgermeister Schwarz zu Ende. Nun machte man ihm den Prozess und verurteilte ihn zum Tode. Schwarz winselte, als man ihn auf den Wagen setzte und in seinem samtenen Rats-Ehrenkleid an den Galgen hängte. Den Galgen hatte Schwarz kurz vorher noch in ganz anderen Absichten ausbessern und erneuern lassen.
Vierter Brief, Seite 60-62
Nr. 17
Der Geschlechtertanz im Jahr 1480
Unser Vorfahren müssen am Tanzen große Freude gehabt haben. Außer dass sie auf allen Hochzeiten tanzten, hielten sie auch jedes Jahr recht große Bälle ab, wo das Patriziat und alles was von Adel war, zu Hunderten erschien. Dafür gab es ein eigenes Tanzhaus. Man tanzte paarweise hintereinander und die Musik wurde mit schwermütigen Instrumenten wie Zinken und Posaunen gemacht.
Fünfter Brief, Seite 85-87
Nr. 18
Erzherzog Philipp führt Susanna Neidhart zum Fackeltanz
Philipp, der spätere spanische König, weilte 1486 in Augsburg. Ihm gefiel die Sitte der Johannisfeuer. Er ließ auf dem Fronhof einen Scheiterhaufen errichten und viele Frauenzimmer einladen. Aus all den Frauen wählte der Prinz die schöne Susanna Neidhartin aus Ulm zum Tanz. Sie musste eine brennende Fackel nehmen und das Feuer entfachen. Dann tanzten alle zu Pauken und Trompeten.
Fünfter Brief, Seite 87-89
Nr. 19
Die Tochter Conrad Peutingers begrüßt Kaiser Maximilian
Unter den Augsburger Gelehrten war Conrad Peutinger ein großes Licht. Sein Töchterlein Juliana musste mit vier Jahren auch schon Latein lernen. Als einst der Kaiser hierher kam, hielt sie eine kleine lateinische Rede. Und als der Kaiser fragte, was sie sich wünschte, sagte sie: „Eine schöne Puppe.“ Das war sehr unschuldig; Vater und Mutter hätten wohl etwas anderes erbeten.
Fünfter Brief, Seite 88-89
Nr. 20
Kaiser Maximilian bei einer Prozession in Göggingen
Wenn Kaiser Maximilian in Augsburg war, pflegte er zur Falkenjagd die Singold hinaufzureiten. Als er nun in der Fronleichnamswoche nach Göggingen kam, fingen die Glocken an zu läuten. Als Maximilian erfuhr, dass gerade eine Prozession aus dem Dorf zu einer nahegelegenen Kapelle gehen solle, ließ er von der Jagd ab und schloss sich mit seinem Hofstaat der Wallfahrt an.
Fünfter Brief, Seite 90-91
Nr. 21
Die Augsburger Konfession
Zum Reichstag von 1530 kam Kaiser Karl V. zum ersten Mal nach Augsburg. Die Hauptabsicht des Reichstags war, die Uneinigkeit im Reich, die durch die Glaubenspaltung entstanden war, zu beenden. Die evangelischen Kurfürsten konnten erreichen, dass ein in deutscher Sprache verfasstes Glaubensbekenntnis verlesen werden durfte. Doch der Kaiser war nicht damit zufrieden. Man ging missvergnügt auseinander.
Sechster Brief, Seite 101
Nr. 22
Sebastian Schertlins Feldzug nach Tirol
Im Streit zwischen den Religionen schlossen sich die protestantischen Städte zum Schmalkaldischen Bund zusammen. Auch Augsburg trat dem Bund bei und ernannte Sebastian Schertlin zum Hauptmann der Bürgerwehr. Dieser warb Soldaten ein und als der Krieg ausbrach, zog er nach Tirol und plündert dort Klöster und geistliche Güter. Doch die Kaiserlichen stellten sich ihm mit 60.000 Mann entgegen.
Sechster Brief, Seite 101-102
Nr. 23
Die Belehnung Herzog Moritz von Sachsen mit der Kurfürstenwürde
Beim Reichstag von 1548 setze Kaiser Karl V. ein Zeichen gegen die aufständischen Protestanten. Er hatte Johann Friedrich, den amtierenden Kurfürsten von Sachsen gefangen nehmen lassen. In einer besonders prächtigen Zeremonie wurde statt seiner nun Moritz von Sachsen mit der Kurfürstenwürde belehnt. Der Gefangen musste aus einem Fenster am Weinmarkt der Zeremonie zusehen.
Sechster Brief, Seite 105
Nr. 24
Philippine Welser überreicht Kaiser Ferdinand eine Bittschrift
Kaiser Ferdinands Sohn gleichen Namens verliebte sich in die Augsburgerin Philippine Welser. Sie heirateten im Geheimen. Acht Jahre zürnte der Kaiser darüber und wollte von Philippinen nichts sehen und hören. Sie musste sich verkleiden, um ihm eine Bittschrift zu überreichen. Der Kaiser ließ sich bewegen, seine Enkel anzuerkennen. Doch erhielten sie nur den Titel Markgrafen von Burgau und nicht Erzherzöge von Österreich.
Siebter Brief, Seite 105-106
Nr. 25
Johann Georg Baumgartner
Wie weit man es durch übertriebene Pracht, Üppigkeit und Verschwendung bringen kann, zeigt die Geschichte des Johann Georg Baumgartner und seines Bruders David. Sie galten als die reichsten Bürger Augsburgs nach den Fuggern. Doch beiden gelang es, ihr Vermögen restlos zu vergeuden. Kurz vor seinem Tode schrieb David seinem Bruder Johann Georg, der in Augsburg in Schutzhaft saß, einen reumütigen Brief. Zu spät.
Siebter Brief, Seite 119-121
Nr. 26
Dr. Georg Mylius wird aus der Stadt gewiesen
Als Papst Gregor XIII. einen neuen Kalender einführte, kam es 1582 in Augsburg zu großem Streit und Aufruhr. Dr. Mylius, der Senior des Evangelischen Predigtamts sollte aus der Stadt verwiesen werden, weil er sich in seinen Predigten vehement gegen den päpstlichen Kalender zur Wehr setzte. Die evangelischen Bürger konnten mit Gewalt den Abtransport Mylichs kurzzeitig verhindern, aber der Streit ging lange Jahre weiter.
Siebter Brief, Seite 119-121
Nr. 27
Die Erbauung des neuen Rathauses
Zur Verschönerung der Stadt gedachte man darauf, das alte Rathaus abzubrechen und ein neues schönes Rathaus zu erbauen. Elias Holl legte verschiedene Pläne vor. So hatten die ersten Modelle noch nicht die Türme auf beiden Seiten. Elias Holl überredete aber den Rat diese zu bauen, weil das Gebäude, wie er sagte, ein „tapferes und heroisches Aussehen“ bekommen sollte.
Siebter Brief, Seite 124-125
Nr. 28
Die Hungersnot während der Belagerung der Stadt
Die Schweden hielten die evangelischen Augsburger im Dreißigjährigen Krieg für unbesiegbar. Als diese jedoch 1634 bei Nördlingen eine verheerende Neiderlage erlitten, richtete man sich in Augsburg auf eine lange Belagerungszeit durch kaiserliche und bayerische Truppen ein. Pest und Teuerung wüteten in der Stadt. Bauern, die Nahrung in die Stadt bringen wollten wurden gefangen und gehenkt, ihren Frauen und Kindern wurden die Nasen und Ohren abgeschnitten.
Achter Brief, Seite 154-155
Nr. 29
Die Wahl König Ferdinands IV.
Bald nach der jammervollen Zeit wiederfuhr unserer Stadt im Jahr 1654 eine außerordentliche Ehre. Es war auf dem Reichstag zu Regensburg die Wahl eines Königs beschlossen worden und Augsburg wurde zu dem Ort ausersehen, wo diese Wahl vor sich gehen sollte. Am Wahltag begaben sich die Kurfürsten in die Ulrichskirche und legten einen heiligen Eid ab. Hierauf ging in der Sakristei die Wahl vor sich. Der älteste Sohn Kaiser Ferdinands III. wurde eistimmig zum König Ferdinand IV. gewählt.
Achter Brief, Seite 164
Nr. 30
Die Krönung König Josephs I.
Die Wahl Joseph I. wurde 1690 auf gleiche Weise wie die Wahl des Römischen Königs Ferdinand IV. in der St. Ulrichs-Kirche vollzogen. Gewählt wurde Joseph, des Kaiser Leopolds ältester Prinz. Zwei Tage später wurde die Krönung in der Dom-Kirche vollzogen. Dann ging der Zug ins Rathaus, wobei man sich wegen des schlechten Wetters der Kutschen bedienen musste. Auf dem Perlach war eine hölzerne Küche errichtet worden, in der ein ganzer Ochsen gebraten wurde.
Achter Brief, Seite 167
Nr. 31
Vornehme Hochzeit in Augsburger Trachten
Hochzeitsfest. Den Bräutigam, die Jungfer Braut / Die auch in steifer Tracht entzücket, / Mit Kranz und Ketten schön geschmücket / Und erst vor kurzer Zeit getraut. / In frohem Tanz an ihrem Feste, / Brautfrauen, Kränzljungfern, Gäste, / Die sich in lusterfüllten Reihn, / Mit diesem neuen Paar erfreun./ Auch Mägde, die mit runden Kragen / Was übrig blieb nach Hause tragen, / und manche die neugierig stehn, / Den Ehrentag mit anzusehen.
Neunter Brief, Seite 195
Nr. 32
Französisch-Bayrische Belagerung
Es erhob sich am Anfang des 18. Jahrhunderts ein Krieg zwischen Österreich und dem Hause Bourbon, der Spanische Erbfolgekrieg. 1703 belagerte, beschoss und bombardierte die Französische-Bayerische Armee die Stadt Augsburg. Häuser gingen in Rauch auf, Mauern und Tore wurden zu Steinhaufen. Nach langer Besatzungszeit verließen Franzosen und Bayern die Stadt, zogen nach Höchstätt und warteten dort nicht lange auf ihre Niederlage.
Neunter Brief, Seite 196