Heiliger Laurentius
Zu den schönsten Entdeckungen im Rahmen des Hausmadonnenprojekts der altaugsburggesellschaft gehört die Figur des Heiligen Laurentius aus einer Ecknische des alten Domherrenhauses im Mittleren Pfaffengässchen 21, Litera C 62. Der Heilige bildet zusammen mit seiner aufwendig gestalteten Renaissancenische ein einzigartiges Ensemble innerhalb Augsburgs. Der Heilige Laurentius ist eine der ganz wenigen Hausheiligen, die noch in vorreformatorischer Zeit, zumindest vor dem Bildersturm von 1537, entstanden sind, wird um 1520 datiert und ist der Augsburger Werkstatt des Gregor Erhart zugeschrieben. Das Haus ist heute im Besitz der Laurentiusstiftung, Stiftungsname und Hausheiliger stimmen also überein, obwohl er sein Attribut, den Rost, in der linken Hand verloren hat.
Vor dem Hintergrund der hohen bildnerischen Qualität einigte man sich zusammen mit Dr. Christoph Emmendörffer, Leiter des Maximilianmuseums und Dr. Michael Schmid, Diözesankonservator (die Figur befindet sich im Besitz der Diözese), die originale Skulptur zur angemessenen Präsentation dem Maximilianmuseum zu übergeben.
Zuvor wurde die Figur durch Restauratorin Maria Winner umfassend konservatorisch bearbeitet. Sie sicherte hierbei die vorhandene Fassung, reinigte die Figur, behandelte die freiliegenden Holzpartien restauratorisch und retuschierte kleinere Fehlstellen. Auf schnitzerische Ergänzungen wurde aber zu Gunsten der Authentizität verzichtet.
Die Kosten für die Restaurierung des Originals übernahm hierbei großzügig die Kurt und Felicitas Viermetz-Stiftung.
Für den bisherigen Standort am Haus des Mittleren Pfaffengässchens 21 wurde von dem Anhauser Bildhauer Friedrich Brenner eine originalgetreue Kopie in Holz gefertigt und von Fassmalermeisterin Dagmar Bodirsky gefasst. Finanziert wurde das Projekt von der altaugsburggesellschaft mit Unterstützung der Diözese Ausgburg. Die Kopie soll nach der Renovierung des Hauses in die einzigartige Renaissancenische hineingestellt werden und damit das Ensemble wieder vervollständigen.
Heiliger Martin
Eine der qualitätsvollsten, aber auch rätselhaftesten Entdeckungen bei der Inventarisierung der Augsburger Hausmadonnen und Hausheiligen ist die Tonbüste eines gerüsteten Mannes, die bis dahin unbemerkt an der Fassade des Anwesens Frauentorstraße 11 angebracht war.
Kein Denkmalinventar hatte die Plastik bisher verzeichnet, kein Stadtführer erwähnt. Schnell war klar, dass es sich bei der Büste um die Darstellung des Heiligen Martin handelt, der gerade mit einem (heute nicht mehr erhaltenen) gezückten Schwert in der Linken den mit der rechten Hand hochgezogenen Mantel teilt.
Die Figur weist Parallelen zu Werken um 1600 auf, vor allem zu Skulpturen aus gebranntem Ton und Bronze im Umfeld von Hubert Gerhard und Adriaen de Vries, eine genauere Datierung wird sich voraussichtlich mit der derzeitigen, sehr aufwändigen Restaurierung ergeben. Unabhängig von der Datierung herrscht Einigkeit, dass es sich bei der vorliegenden Skulptur um eine bildhauerische Arbeit von herausragender Qualität handelt.
Nach Abschluss der Restaurierung ist daher die Präsentation in der Schausammlung des Maximilanmuseums vorgesehen. Ein Abguss der Skulptur in Kunststein wurde bereits angefertigt und an der Fassade angebracht. Unser Dank gilt der Eigentümerin und Mitinitiatorin zur Sicherung und Rekonstruktion der seltenen Skulptur – der Firmengruppe „Monument Augsburg GmbH & Co. KG“.